In mir herrscht die totale Zwietracht: Ich? Ein Dirndl? - nee. Ick bin doch in Berlin geboren - ein totaler Regionalpatriot. Ist ja schon manchmal schwierig über Bezirksgrenzen hinauszugehen, seine Komfortzone zu verlassen, wo man doch allet vor der Tür hat.
Und ein Dirndl? Tragen doch nur Bayern und welche, die da rein passen und was herzeigen können.
Eintracht hingegen herrscht, wenn ich an Traditionelles denke, an Trachten, Zunftbekleidung, (altes) Handwerk. Das finde ich sehr wohl interessant. Seit ich selber nähe, schaue ich sowieso immer mehr genauer hin, was da wie gemacht wird oder wurde. Im Urlaub habe ich mich auf Julia's Dirndl Sew Along gefreut. Zum Mitlesen. und schauen, was da so kommt. Als ich mich so durch die verschiedenen Beiträge der verschiedenen Teilnehmerinnen mit ihren unterschiedlichsten Gedanken und Herangehensweisen gelesen hab, war ich plötzlich total angefacht.
Wie konnte denn das jetzt passieren!? Ich verweise noch mal auf den Anfang - ich? Balinerin? Dirndl?
Eine echte Herausforderung. Das absolute Verlassen meiner Komfortzone. Gehe ich jetzt etwa mal den Bezirk wechseln? Würde ich das schaffen, eine Dirndl-assoziierte Tracht, für mich, tragbar in meinem Alltag zu nähen? Eine wirklich interessante Frage, über die ich dauernd nachdenke. Ertappt.
Da ich echt spät dran bin und ich ein echter Zeitlupenvorankommer bin, mich nicht schon wie Andere weit vorab mit dem Thema auseinander gesetzt habe - da es mich ja sozusagen eiskalt überrumpelt hat - nehme ich, was kommt.
Fest steht in meinen Gedanken folgendes:
.ich wünsche mir, dass meine Tracht Berlin-tauglich und Mein-Alltags-tauglich ist, sonst fühl ich mich verkleidet
.meine Tracht möchte ich schlicht halten, ich bin nicht ganz so sehr rüschig
.und meine Tracht wird sich an meine (vergangene, aber immer sehr verbunden bleibende) Zunft anlehnen - das Tischlerhandwerk
Meine Tracht vereint also gedanklich ein paar maskuline Züge in etwas definitiv Femininem. Hat so nix dirndliges a la Wies'n, aber auch etwas trachtig-spannendes, finde ich. Vielleicht eine kleine Reminiszenz an mein weibliches Dasein in einer (damals jedenfalls) sehr Männer-dominierten Berufswelt.
Wie könnte das aussehen?
.die Stoffwahl könnte sich - zumindest partiell - an den Stoffen der Zunfthosen orientieren. Neben dem bekannten Cord gibt es noch spezielle Stoffe, mit spezieller Webart, die die verschiednen Beanspruchungen dieses Berufes aushalten. Ich habe es bisher nur einmal geschafft, eine solche Hose am doppelt genähten Knie komplett zu zerreissen: ein böser Sturz über einen Stein im hart gefrorenen Erdboden...
.spezifische Details, wie z.B der doppelte Reissverschluss und die Lederapplikationen an den Taschen, die Zollstocktasche werde ich definitiv einfliessen lassen, da ich sie sehr schön finde, sie durchdacht und praktisch und zudem charakteristisch sind.
.meine Tracht wird wohl aus vier Teilen bestehen: Rock, Bluse (oder schlichtes Shirt), Weste(Mieder)und jaa, für's weiblich dirndelige eine Schürze. Die Weste könnte ich - trotzdem ich kein klassischer Wandergeselle war - an den Westen ebendieser orientieren. Das finde ich trachtig. Da kann ich dann auch 'n bischen schmücken, Knöpfe, Kettenknöpfe und so. Mal recherchieren. Und der sehr spezielle Rock lässt sich dann auch mal anders kombinieren.
.die Farbwahl steht so gut wie fest: es wird das klassische schwarz. Bluse schwarz. Rock schwarz. Schürze grau. Weste schwarz. Wenn Shirt, dann gern auch mal weiss probieren. Da find ich den viel zitierten Ochsen sehr ansprechend.
.gibt es vielleicht auch einen praktischen Gürtel?? Aber nur vielleicht. Oder ich trage meinen Zunftgürtel und mach mir noch 'ne passende Tasche dran zum Verstauen von Händi, Bleistift und Co.
Meine Hosen (ich lieebe sie und trage sie oft im Winter bei Ausflügen, wenn's kalt ist)
Auf Schuhe muss hier mal geflissentlich verzichtet werden - ich habe mir Urlaub mit einer Muschel die Ferse durchschnitten und passe daher im Moment in keine Schuhe hinein...
Noch ein paar Details
Hier noch ein paar links, um meine Beschreibungen zu verdeutlichen, ohne Schwierigkeiten mit Bildrechten zu bekommen und ohne spezielle Werbung machen zu wollen:
und schaut Euch mal die an - heiss oder??
Ja, so könnte ich mir mein Dirndl wohl vorstellen. Jetzt fehlt's mir nur noch an Stoffen und Schnittmustern. Das könnte knapp werden. Hab nämlich festgestellt, dass ich die Burda 09/2011 nicht besitze. kreisch.
Ich geh dann mal schnell los.
Umschauen kann man sich hier, bei Julia, die diesen Sew Along für uns toller Weise einrichtet, auf dem mmm, bei all den anderen spannenden Beiträgen.
Heike
Oh, deine Ideen finde ich sehr spannend und hab nur von der Beschreibung her schon ein Bild vor Augen. Ich freue mich auf deine Umsetzung-allerdings würde ICH auf die Schürze verzichten. Zum Einen verdeckt es RV und wahrscheinlich auch die Zollstocktasche. Zum Anderen finde ich den Bruch zu hart. Aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Pauline
Danke. Das mit der Schürze ist auch für mich so eine Sache. Könnte ein wenig trutschig werden. Ist auch eine Menge Arbeit, wenn man's richtig machen will. Mal schauen - ich lass mich auch überraschen. lach.
LöschenGruss Heike
Oh, wow! Das nenn' ich mal kreativ und spontan noch dazu. Deine Ideen finde ich spitze und kann mir auch schon das ein oder andere ganz gut vorstellen. Da freue ich mich ja schon tierisch auf's Ergebnis. Das wird bestimmt fein.
AntwortenLöschenGute Besserung für Deine Ferse
Liebe Grüße
Steffi
Danke für die guten Wünsche. Ich hoffe, es bleibt nicht nur bei den Ideen. Für mich ein Wagnis...
LöschenGruss Heike
Eine sehr kreative Idee - und viel spannender als meine. Die Weste, respektive Mieder stelle ich mir im Geiste schon mit einer Doppelreihe goldener Knöpfe vor, dazu ein schwarzer Rock und eine schlichtes Shirt im "Ochsen"-Stil - sehr cool! Da drück' ich die Daumen, dass Du zeitlich alles schaffst und uns hier zeigst.
AntwortenLöschenHallo jetzt ist ja etwas Zeit vergangen, kann man die fertige Zunftkleidung schon bestaunen? Zunftkleidung kommt ja zum Glück nie aus der Mode.
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